Wegweisendes Projekt in Äthiopiens Hauptstadt abgeschlossen – Addis Abeba City Smart Mobility 2025

19. März 2024

Es ist eines der größten Smart Mobility-Projekte der Welt: Zusammen mit unserem Partner GRE German Rail Engineering haben wir gemeinsam die Verkehrsoptimierung für Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba geplant. Im Dezember 2023 konnte das Design des Großprojekts abgeschlossen und dem Kunden übergeben werden.

Im Auftrag der Straßenbaubehörde der Stadt Addis Abeba (Addis Ababa City Roads Authority, AACRA) haben GRE und PB CONSULT das Design und das Intelligent Transport System (IST) für über 20 Kilometer Straße der äthiopischen Hauptstadt entwickelt. Das Projekt wurde von der Weltbank finanziert und stellt eines der größten Smart Mobility-Projekte der Welt dar.

Rund sechs Millionen Menschen wohnen nach aktuellen Schätzungen im Stadtkern von Addis Abeba, rechnet man das Umland hinzu, dann sind es schätzungsweise elf Millionen. Wie dringend die Verbesserung des Verkehrsflusses in der Stadt nötig ist, zeigt die Beschreibung unseres Kollegen Gary Harris, unser verantwortlicher Verkehrsingenieur. „Zum Projektstart haben wir 57 Kreuzungen mit Ampeln gezählt, von denen vielleicht 40 Ampeln funktionierten – und diese werden nicht zentral gesteuert. Entsprechend chaotisch ist der Straßenverkehr in Addis Abebas und sehr gefährlich für alle, die zu Fuß unterwegs sind, Fahrradwege gibt es überhaupt nicht“, erklärt Harris weiter. „Ziel unseres Projektes war es, die Verkehrsflüsse in den entsprechenden Hauptrichtungen zu optimieren, und dann für ein integriertes Transportsystem zu sorgen, indem wir die Ampeln, die wir bauen, auch noch über eine Verkehrsleitzentrale steuern können“.

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Simulation einer besseren Verkehrsqualität

Insgesamt 215 Kreuzungen hat das Team entworfen, Aufstellungspläne für ITS-Signale designt und mehr als 20 Kilometer Korridore geplant. Vor der Konzepterstellung und der Modellierung wurde zunächst ein großes Erhebungsprogramm gestartet. Ein Jahr lang wurden dazu 215 verschiedene Knotenpunkte und fünf sogenannte Korridore untersucht, für manchen Knotenpunkt wurden bis zu fünf Kameras benötigt.

„Mithilfe dieser Aufnahmen, mit Verkehrszählungen und mit der Ermittlung der Hauptverkehrszeiten konnten wir mit der Software PTV Vistro Modellierungen der heutigen Situation erstellen. Im nächsten Schritt haben wir dann anhand LISA modelliert, wie der Verkehr in Addis Abeba idealerweise fließen müsste, um für eine bessere Verkehrsqualität in der Stadt zu sorgen“, beschreibt Gary Harris. Mit PTV Vissim wurden dann komplizierte Knotenpunkte simuliert, wie signalisierte Kreisverkehre, um deren Betrieb zu zeigen.

Was bedeutet eine bessere Verkehrsqualität? „Beispielsweise mehr Abbiegespuren, damit der Abbiege-Verkehr besser wird, mehr durchgängige Spuren, damit der Durchfluss durch den Korridor noch optimiert wird und natürlich die Planung von Fahrrad- und Fußgängerwegen.“ Fahrradfahrer kommen im Verkehr von Addis Abeba im Grunde nicht vor, auch für Frauen, Kinder und ältere Menschen sind die Straßen kaum begehbar“, ergänzt Thomas Eckart, der Geschäftsführer von GRE.

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Geduld und langer Atem waren gefragt

„Mit Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 konnten wir nicht mehr nach Addis Abeba reisen, das hat die Arbeit erheblich erschwert“, beschreibt Thomas Eckart. Während der Pandemie kam es zudem zu einem Regierungswechsel in Äthiopien, damit wurden auch die Führungsteams in den Behörden ausgewechselt und es gab neue Ansprechpartner für das Projektteam. Doch nicht nur aufgrund dessen, sondern darüber hinaus aufgrund einer Vielzahl beteiligter Akteure brauchten die Mitarbeitenden viel Geduld und einen langen Atem.

„Allein auf die Genehmigungen haben wir eineinhalb Jahre warten müssen“, beschreibt Eckart. So führten zudem das Einräumen der Wegerechte durch eine andere verantwortliche Behörde oder Fragen des Zukaufs von weiterem Land, um die Straßen zu vergrößern, zu häufigen Designänderungen. „Ganz unerwartet kamen dann noch Änderungen, weil plötzlich ohne Absprache eine Brücke gebaut wurde, von der vorher nicht die Rede war. Aufgrund dessen mussten wir dann beispielsweise wieder einen Knotenpunkt komplett neu planen“, beschreibt Gary Harris eine der vielzähligen Herausforderungen. Im März 2023 erhielt das Team endlich die letzten Genehmigungen.

Thomas Eckart und Gary Harris freuten sich, dass sie im Dezember 2023 das finale Design inklusive Zeitplänen, Beleuchtungsplänen, Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfungen sowie die Planung eines Fahrradwegenetzes abgegeben konnten. Die Bauphase des ersten beauftragten viereinhalb Kilometer langen Korridors und des Verkehrskontrollzentrums startete im Januar 2024. 2025 soll dieser dann fertig sein.


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